Das Erleben von Sicherheit durch die Kraft innerer Bilder

Wir können auch ein Gefühl von Sicherheit spüren, wenn wir uns ein entsprechendes inneres Bild vorstellen.

Zum Beispiel, wenn wir uns vor unserem inneren Auge einen Ort ausmalen, an dem wir uns rundum wohl und geborgen fühlen. Das kann ein realer Ort sein, zum Beispiel unser Lieblingsplatz in der Natur, oder ein Ort unserer Fantasie, den wir uns ganz genau so vorstellen, wie wir ihn haben möchten. Vielleicht ist es ein Baumhaus, eine Burg, eine Höhle oder ein Raumschiff, oder ein ganz anderer Ort. In unserer Vorstellung ist ja alles möglich. Entscheidend ist, dass wir uns den Ort so ausmalen, dass wir uns völlig wohl und sicher fühlen. Dabei können wir alle unsere Sinne nutzen; vielleicht wollen wir uns einen angenehmen Duft vorstellen, wie den von Rosen oder frisch gemähtem Gras, und ein wohltuendes Geräusch, wie das Zwitschern eines Vogels oder das Gluckern eines Baches. Wir gestalten den Ort so lange, bis er für uns völlig stimmig ist. Dann lassen wir ihn auf uns wirken und nehmen das Gefühl der Geborgenheit, Sicherheit, des Wohlbefindens etc. wahr. Dann spüren wir in unseren Körper, und erkunden, wo wir dieses Gefühl am ehesten oder am stärksten empfinden können. Vielleicht spüren wir eine Wärme in unserem Bauch, eine Ruhe in unserem Herzen oder das allmähliche Verlangsamen unseres Atems. Diese Empfindung nehmen wir bewusst wahr während wir unser inneres Bild vor uns haben und uns sicher, geborgen, wohl etc. fühlen. So erleben wir dieses innere Bild auf eine ganzheitliche Weise. Dadurch wird seine positive Wirkung auf uns wesentlich verstärkt. Vielleicht kommt uns dabei ein Wort oder Satz, oder eine Geste oder Körperhaltung in den Sinn, die dieses Gefühl und Erleben am besten ausdrücken. Indem wir sie aussprechen oder ausführen nutzen wir sie als „Anker“, der uns später dabei behilflich sein kann, wieder in diesen Zustand zu gelangen.

Manchmal braucht es einige Zeit, um einen Ort zu finden, an dem wir uns geborgen fühlen, und es dauert, uns diesen so auszumalen und an ihm herum zu feilen, bis er genau so ist, wie wir ihn haben möchten. Mitunter finden wir auch keinen passenden Ort oder fühlen uns bei dieser Vorstellung unwohl. Dann ist es wichtig, dieses innere Bild zu verwerfen. Schließlich sollte es uns entlasten und nicht mit allzu viel Mühe verbunden sein. Viel sinnvoller ist es dann, eine andere Vorstellung auszuprobieren.

Zum Beispiel, indem wir uns überlegen, wer oder was uns ein Gefühl von Sicherheit geben oder vermitteln könnte. Manche stellen sich zum Beispiel einen Bären oder Löwen vor, in dessen Gegenwart sie sich sicher und geborgen fühlen. Andere eine liebevolle Nonna bzw. Oma, die sie mit allem versorgt, was ihnen guttut und sie knuddelt und wiegt. Wiederum andere malen sich eine Ahnin oder Ahnen vor, zu der*dem sie eine innige Beziehung haben, oder einen Engel, oder eine spirituelle Gestalt wie die heilige Maria. Mitunter ist es auch eine angenehme Farbe oder ein wohltuendes Licht, das in uns das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit hervorruft. Entscheidend ist, dass wir uns ein rundum positives inneres Bild ausmalen. Und dass uns dies nicht allzu schwerfällt.

Wir stellen uns vor, wie der Bär, der Engel, die Nonna etc. aussieht, wie sie sich anfühlt. Vielleicht wiegt er*sie uns sacht hin und her, drückt uns an sich und hält uns geborgen. Vielleicht singt er*sie uns ein Wiegenlied oder sagt uns ein paar liebevolle Worte. Wir malen uns alles genau so aus, dass wir uns rundum wohlfühlen. Dann nehmen wir bewusst das Gefühl der Geborgenheit, Sicherheit etc. wahr und lassen es auf uns wirken. Währenddessen spüren wir in unseren Körper und erkunden, wo wir dieses Gefühl am ehesten oder am stärksten wahrnehmen können; vielleicht spüren wir eine Wärme in unserem Herzen, eine angenehme Schwere in unserem Bauch oder bemerken, dass sich unsere Schultern lockern und lösen. Wiederum nehmen wir unser Bild gleichzeitig mit unserem Gefühl und Körperempfinden wahr – erleben somit ganzheitlich das Gefühl der Sicherheit, Geborgenheit etc. Vielleicht gibt es wieder ein Wort oder einen Satz, der diesen Zustand am besten beschreibt und eine Geste oder Bewegung, die sie am besten ausdrückt. Das muss natürlich nicht sein; wenn es diese jedoch gibt, kann sie uns später behilflich sein, wieder in diesen Zustand zu gelangen.

Wir können uns aber auch etwas vorstellen, das uns schützend umgibt; etwa einen Schutzmantel, eine Schutzhülle oder eine Schutzschicht. Auch hierbei malen wir uns aus, wie uns diese Hülle oder Schicht umgibt. Wir erkunden, wie sie beschaffen und aus welchem Material sie bestehen muss, damit wir uns ganz sicher und wohl fühlen (vielleicht aus Glas, Stoff, Licht oder einer bestimmten Farbe). Wir spüren nach, ob sie unseren gesamten Körper oder nur Teile umgeben soll, und ob sie eher dick oder eher dünn sein muss, sodass wir uns sicher, geborgen fühlen. Und wir erkunden, ob die Schicht, Hülle etc. ganz dicht an unserem Körper anliegen muss, oder etwas Raum zwischen ihr und uns sein muss, so dass wir uns wohl fühlen. Vielleicht bemerken wir, dass die Dicke variieren kann, je nachdem in welcher Situation wir uns befinden. Und dass die Hülle flexibel ist, so dass sie alle unsere Bewegungen mitmachen kann. Auch hierbei stellen wir uns alles genau so vor, dass es für uns rundum stimmig ist. Dann nehmen wir bewusst das innere Bild und das Gefühl der Sicherheit, Geborgenheit etc. wahr und erkunden wiederum, wo wir dieses in unserem Körper wahrnehmen können. Vielleicht bemerken wir, dass sich unsere Schultern entspannen, unser Atme ruhiger wird und sich unser Herz leicht anfühlt. Vielleicht stellt sich wieder ein Wort bzw. ein Satz oder eine Geste bzw. eine Bewegung ein, die diesen Zustand am besten ausdrücken. Diese können uns später als Anker behilflich sein, in uns wieder das Gefühl der Sicherheit hervorzurufen.

Mit diesen oder ähnlichen inneren Bilder können wir nicht nur im jeweiligen Moment ein Gefühl der Sicherheit, des Wohlbefindens, der Geborgenheit erleben. Indem wir sie als tägliche Übung anwenden können wir diese Gefühle nach und nach ins uns verstärken, vertiefen und festigen und uns allmählich allgemein sicherer fühlen. Und wir können diese Imaginationen nützen, um mit ihrer Hilfe aus Momenten, in denen wir uns instabil, unsicher, bedroht, ängstlich oder einsam fühlen, herauszufinden bzw. um diesen Gefühlen und Zuständen entgegenzuwirken und sie zu lindern.

Vorsicht: wann immer Sie sich bei der Vorstellung dieser oder ähnlicher innerer Bilder unwohl fühlen, unterbrechen Sie sie und richten Sie ihre Aufmerksamkeit bewusst nach außen; nehmen Sie all das wahr, was Sie sehen, hören, und spüren, fühlen Sie den Boden unter Ihren Füßen, trinken Sie kaltes Wasser oder strecken und dehnen Sie sich. Dadurch gelangen Sie wieder ganz ins Hier und Jetzt und unterbrechen unangenehme Gefühle und Empfindungen.